Was tun, um einer Magendrehung beim Hund vorzubeugen?
Die Magendrehung beim Hund ist ein leider nicht selten auftretender lebensbedrohlicher Notfall: Der länglich geformte Magen ist überdehnt, wird nicht mehr in seiner Position gehalten und verdreht sich um die eigene Achse. Durch die Magendrehung werden die Blutgefäße und Nerven des Hundemagens abgedrückt, eine ausreichend Durchblutung verhindert.
Große Hunde (vor allem Tiere mit tiefem Brustkorb) wie Dogge, Dobermann, Setter und Schäferhund haben ein gegenüber kleinen Hunden deutlich erhöhtes Risiko, eine Magendrehung zu erleiden. Ältere Tiere betrifft die akute Erkrankung häufiger als junge, ebenso Hunde, die nur eine Mahlzeit am Tag und Trockenfutter bekommen. Der Magen kann sich ausdehnen, die Bänder, die als Halteapparat des Magens dienen, können “ausleiern” und eine Drehung so begünstigen.
Eine Magendrehung kann auch bei Tieren mit leerem Magen vorkommen – und doch scheint es bei einem erhöhten Risiko sinnvoll zu sein, beispielsweise von Trockenfutter auf Nassfutter umzusteigen. Wichtig ist auch, die Symptome zu kennen, um im Notfall schnell handeln zu können.
Mögliche Risikofaktoren für eine Magendrehung:
Eine Magendrehung beim Hund muss ein Tierarzt schnellstmöglich operieren, sonst verläuft sie tödlich. Sie gehört nach Krebs zu den häufigsten nicht altersbedingten Todesursachen beim Hund. Wissenschaftlich ist nicht eindeutig geklärt, was eine Magendrehung auslöst, doch es scheint neben einer erblichen Veranlagung weitere Risikofaktoren zu geben.
Der medizinische Aufsatz “Die Magendrehung des Hundes” einer Heidelberger Tierklinik sagt:
“In den letzen 30 Jahren hat die Magendrehung um 1500 % zugenommen. In Australien und Neuseeland ist das Vorkommen viel geringer, weil weniger Trockenfutter gefüttert wird.”
Wer die Risikofaktoren kennt, kann nicht nur im Falle auftretender Symptome schnell handeln, sondern auch vorbeugende Maßnahmen ergreifen:
- Es wird geraten, die Tagesration für den Hund in (mindestens) zwei Mahlzeiten aufzuteilen.
- Als Frischfutter ist Frohlinder Vollnahrung als Alleinfuttermittel (neben der BARF-Ernährung) eine gesunde Alternative zu Trockenfutter, das im Verdacht steht, eine Magendrehung zu begünstigen. Anders als Trockenfutter quillt Frischfutter im Magen des Hundes nicht wesentlich auf.
- Da schnelles Schlingen eine Magendrehung möglicherweise begünstigt, kann ein sogenannter Slow-Feed-Napf (ohne ebenen Boden, mit eingebauten Wölbungen als “Hindernisse”) dafür sorgen, dass der Hund langsamer frisst.
- Gerade, wenn man mehrere Hunde hält und es regelmäßig zu Futterneid und “Wettessen” kommt, kann so ein Napf sinnvoll sein.
Woran erkenne ich eine Magendrehung?
Bei einer Magendrehung ist der Hund unruhig und versucht vergeblich zu erbrechen. Sein Bauch bläht sich auf und ist hart und schmerzhaft. Der Hund wird zunehmend schwächer, er beginnt zu hecheln, sein Kreislauf bricht zusammen und die Maulschleimhaut ist blass.
Was tun beim Verdacht auf eine Magendrehung?
Eine Magendrehung beim Hund muss ein Tierarzt schnellstmöglich operieren, sonst verläuft sie tödlich.
Da jede Minute zählen kann, sollte auch bei einem Verdacht ein Tierarzt aufgesucht werden – lieber einmal zu viel zum Arzt als einmal zu wenig. Magendrehungen passieren nicht selten abends, dann sollte der tierärztliche Notdienst aufgesucht werden.
Wenn keine tierärztliche Versorgung möglich ist, kann man (beispielsweise bei einem Erste-Hilfe-Kurs für Hundehalter) lernen, wie man durch eine Punktion mit medizinischem Gerät im äußersten Notfall selbst Druck vom Magen ablassen kann. Man sollte den Tierarzt gegebenenfalls vorbeugend auf diese Möglichkeit ansprechen und sich beraten lassen.
Was passiert bei einer Magendrehung?
Der Hundemagen hat die Form eines länglichen Beutels und ist im Körper zwischen Speiseröhre und Zwölffingerdarm recht beweglich “aufgehängt”. Verdreht sich der Magen um seine Längsachse, so schnürt er sich quasi selbst ab. Dabei verschließen sich Zu- und Abflussöffnungen des Magens, Verdauungsgase können nicht länger entweichen und Blutgefäße werden abgeklemmt.
Der Leib wird hart und immer härter, er bläht sich auf. Die durch das Abschnüren mangelnde Blutversorgung kann Gewebe schädigen oder absterben lassen – die Unterversorgung betrifft nicht allein den Magen, sondern alle wichtigen Organe. Wird eine Magendrehung nicht behandelt, führt sie nach wenigen Stunden zu einer akut lebensbedrohlichen Lage für das Tier und endet unbehandelt zumeist tödlich.
Was sagt die Wissenschaft?
Diese Links und Auszüge zu empirischen Studien bieten einen Einstieg in Forschungsergebnisse:
Risikofaktoren im Zusammenhang mit der Magendrehung des Hundes von Petra Hellweg und Jürgen Zentek
Institut für Tierernährung der Freien Universität Berlin, Fachbereich Veterinärmedizin
Auszüge:
Alter: “Mit einem Alter von 8 Jahren erkrankten 127 der 882 Hunde, das Durchschnittsalter lag bei 6,9 +/– 3,1 Jahren.”
Größe: “Als Risikofaktor für eine Magendrehung wird die Größe der Tiere angesehen.”
Futter: “Eine auffällige Zunahme der Prävalenz von Magendrehungen bei Hunden wird häufig darauf zurückgeführt, dass der Trend zur Verfütterung von kommerziellem Trockenfutter mit einem hohen Anteil an Kohlenhydraten besteht (RAGHAVAN et al., 2004).”
Vorbeugung: “Zur Vorbeuge empfiehlt es sich, Futter und Fütterungstechnik so zu gestalten, dass die Belastung des empfindlichen Magens möglichst minimiert wird. Das Futter muss hygienisch einwandfrei sein, darauf sollte insbesondere in der wärmeren Jahreszeit geachtet werden. Angefeuchtetes Futter kann im Sommer schnell in Gärung übergehen und dann zu Problemen führen. Fettreiche Futtermischungen sind vermutlich grundsätzlich günstiger als kohlenhydratreiche, da Fett weniger intensiv mikrobiell abgebaut werden kann und z. T. sogar hemmende Wirkungen auf die mikrobielle Gasbildung ausübt. Weiterhin sollte das Futter nicht unnötig viel Kalzium enthalten, da Mineralien stark puffernd wirken und dadurch die Ansäuerung des Mageninhaltes verzögern. Eine verminderte Ansäuerung begünstigt wiederum das Wachstum von Mikroorganismen und leistet damit der Gasbildung Vorschub. Nicht zuletzt kann bei Einwirkung der Magensäure auf Kalziumkarbonat (Futterkalk) gasförmiges Kohlendioxid entstehen. Zur Vorbeuge sollten insbesondere großwüchsigere Hunderassen mehrmals täglich (mindestens 2 x) kleine Mahlzeiten erhalten. Aufregung und Stress (z. B. Konkurrenzsituation bei Haltung mehrerer Hunde) sollten sowohl unmittelbar vor, aber auch direkt nach der Fütterung strikt vermieden werden.”
Ernährungsbedingte Risikofaktoren für Magendrehung: Eine Zusammenfassung der fortlaufenden Langzeitstudie der Purdue University in West Lafayette, Indiana (USA), die über fünf Jahre lief.
Das Fazit könnte bei den Haltern gefährdeter Hundetypen zum Umdenken bei manchen Fütterungsgewohnheiten führen. Veröffentlicht im Journal of the American Animal Hospital Association, Ende 2004. Übersetzt von Gitta Vaughn
Auszüge:
“Eine größere Menge pro Mahlzeit verdoppelt das Risiko – unabhängig von der Anzahl Mahlzeiten pro Tag. Für Groß- und Riesenrassen ist das Risiko für die Hunde am höchsten, die eine große Menge Futter einmal pro Tag erhalten. Am allerhöchsten ist hier das Risiko für die Riesenrassen. Hier steigt das Risiko auf das Dreifache an. Die Ergebnisse bestätigen die Richtigkeit des Rates, statt einer großen Mahlzeit zwei oder drei kleinere Mahlzeiten pro Tag zu füttern, um einer Magendrehung vorzubeugen.”
“Es scheint, dass eine große Mahlzeit täglich den Magen erweitert und erschwert, was sich im Laufe der Zeit dehnend auf die Bänder auswirkt. Diese Bänder wurden bei Hunden mit Magendrehung als deutlich länger beschrieben, im Vergleich zu gesunden Hunden.”
“Das Fazit ist für viele Halter vielleicht nicht neu, aber durch diese Langzeitstudie knochentrocken belegt: Frischfleisch- und -knochen-Fütterung belastet den Magen weniger als Trockenfutter, täglich nur einmal mit großen Mengen gefütterte Hunde und sehr große Hundetypen sind magendrehungsgefährdeter als kleinere. Vorsicht jedoch vor vorschnellen Urteilen der Rohfleischfütterer, denn die exakte Begründung der Studienleitung besagt nicht, dass Magendrehung nur durch Trockenfutter gefördert wird oder anders herum, dass eine genetische Disposition (Erblichkeit) auch bei rohfleisch- gefütterten Hunden auszuschließen ist. An der grundsätzlichen Erkenntnis ändert dies jedoch freilich nichts.” (…) “Weitere Informationen, sofern zugänglich: www.purdue.edu”